Tante Trude Trödel

Testsaison 2012

Meistens lasse ich in meinen Rezensionen die Familie außen vor. Hier geht das nicht, denn meine Tante Gertrude, kurz Trudel genannt, spielt die Hauptrolle. Sie besitzt nämlich einen kleinen Laden. Nein, sie verkauft keine Handys oder anderen technischen Schnickschnack. Freundlich würde man sagen, sie handelt mit Antiquitäten, doch sind wir ehrlich: Ihre Waren sind ausschließlich Trödel.

Trödel des TagesIhr Laden ist nicht sehr groß. Er besteht lediglich aus 25 kleinen Regalen, passend für ein Trödelstück. Und sie liebt Ordnung. Deshalb hat sie alles schön in Reih und Glied angeordnet, 5 Reihen waagerecht, fünf Reihen Senkrecht. Auf jedem Platz befindet sich ein Trödelstück. Auf jedem? So ganz stimmt es nicht, denn Tante Trudel hat drei Trödelstücke durch Einkaufsgutscheine ersetzt und zwei Waagen bereitgestellt.

Nun bestimmen wir aber erst einmal den Trödel des Tages. Dazu gehe ich außen an den Regalen entlang. Die Schrittweite ist dabei zufällig. Ich entnehme dann ein Trödelstück aus der Regalreihe und ersetze es durch eines vom Lager. Nachdem ich das noch zwei Mal gemacht habe, steht der Trödel des Tages fest: Meine drei auserwählten Stücke.

Tante Trudels LadenWas nun folgt, ist nur vordergründig ein Einkauf. Er wird simuliert, doch es geht nicht um Preise, sondern um das Gewicht der einzelnen Trödelstücke. Der Wettbewerb geht darum, möglichst das Gewicht des Trödels des Tages nachzustellen. Dazu begeben wir uns mit einem Einkaufskorb in Tante Trudels Laden.

Per Würfelwurf bewegen wir uns durch die Reihen. An der Reihe, an der wir anhalten, müssen wir handeln. Entweder nehmen wir ein Trödelstück aus dem Regal und packen es in unseren Einkaufskorb oder wir stellen etwas zurück oder wir tauschen etwas aus. Haben wir auf diese Weise einen Einkaufsgutschein im Korb, können wir diesen einlösen. Dann dürfen wir noch ein zweites Mal in derselben Reihe aktiv werden.

Doch halt! Wer steht denn da in derselben Reihe mit mir? Tante Else mit der tollen Uhr? Nichts da. Die Uhr nehme ich mir und sie bekommt dafür meinen Einkaufsgutschein. Ob ihr das gefällt, ist mir egal, Hauptsache ich habe die Uhr.

Standen da nicht zwei Waagen im Laden? Na klar, damit kann ich meinen Trödel wiegen. Doch Tante Trudel ist auch hier altmodisch. Sie hat eine Balkenwaage. Also schwupp, meinen Trödel links auf die Schale, rechts den Trödel des Tages und dann schauen wir mal, wo und wie weit sich eine Schale senkt.

Einkaufskorb mit TrödelLangsam kommen wir dem Ausgang näher. Wenn noch niemand den Laden verlassen hat, darf ich noch einmal zurückgehen. Anderenfalls muss ich auch raus. Schließlich will Tante Trudel auch irgendwann Feierabend haben, und so stehen wir irgendwann draußen mit unserem Trödel. Nun kommt die Stunde der Wahrheit.

Jede Trödelsammlung wird nun gegen den Trödel des Tages gewogen. Ist die Sammlung schwerer, hat der Käufer seine Unkenntnis in Sachen Antiquitäten bewiesen. Für so jemanden kommt der Sieg nicht in Frage. Die Trödelsammlungen der anderen Käufer werden nun gegeneinander gewogen und wessen Sammlung sich als die schwerste - dabei aber eben leichter als der Trödel des Tages - herausstellt, ist Sieger.

Balkenwaage mit Maus zum AustarierenTante Trudels Laden ist ein liebevoll gestalteter Laden. Der Trödel besteht aus vielen kleinen Holzteilen, die bei genauem Hinsehen kleine Gegenstände repräsentieren. Prunkstück aber ist die Balkenwaage, die aus wenigen Teilen aufgebaut wird. Sie wird dann maustariert: Mit Hilfe einer Pappmaus, die in den Balken klettert, wird die Waage ins Gleichgewicht gebracht. Das Spiel hat einfache Regeln und lebt von der immer vorhandenen Spannung, die zwischen Furcht und Hoffen angesiedelt ist. Bin "ich" schon zu schwer? Ist der Trödel der anderen Spieler zu schwer? Oder ist er leichter als meiner? Die erste Frage kann ich während des Spiels beantworten lassen, die zweite sorgt für Spannung bis zum Schluss.

Wie viele Spieler wirklich das Gewicht überbieten, ist in meinen Runden unterschiedlich gewesen. Ich habe ein Spiel gehabt, bei dem ein Spieler mit einem ganz leichten Einkaufskorb gewann, weil alle anderen zu schwer waren. Umgekehrt kamen auch schon drei Spieler in die Endwägung. Vier habe ich noch nicht erlebt, kann mir aber auch dies vorstellen. Hingegen gab es in meinen Runden noch kein Spiel, bei dem alle Spieler das Gewicht überboten haben und es keinen Sieger gab. Ich finde dies ist auch gut so, denn ein Sieger gehört zu einem solchen Familienspiel dazu, wobei ich sagen muss, dass es nicht nur Familien Spaß bereitet.

In diesem Spiel sind Augenmaß, Einschätzungsvermögen und auch ein wenig Erfahrung gefragt. Selbst wer diese Dinge nicht mitbringt, kann mit großem Spaß mitspielen. Hinzu ermöglicht die kurze Spieldauer - ein Spiel dauert höchstens 20 Minuten - auch ein Spielchen zwischendurch, als Entspannung nach getaner Arbeit oder nach der Schule. Und gar einmal hörte ich: "Das ist mir zu kurz". (wd)

Details

Verlag:Zoch GmbH (Simba Toys GmbH & Co. KG)
Grafik:Unbekannt
Altersgruppe:6-10 Jahre
Alter:Ab 7 Jahren
Spieler*innen:2-4 Personen
Dauer:15 Minuten
Genre:Brettspiel